Wir alle kennen sie: die Angst im Dunkeln. Kaum geht das Licht aus, spielt das Gehirn plötzlich verrückt – jedes Geräusch ist vielleicht ein Einbrecher, Schatten sind Gestalten in der Zimmerecke, und das eigene Schlafzimmer fühlt sich plötzlich an wie eine Szene aus einem Horrorfilm. Aber warum ist das so?
Warum haben wir Angst im Dunkeln?
Die Angst vor der Dunkelheit ist tief in uns verankert und trifft sehr viele Menschen. Evolutionsbiologisch macht das auch Sinn: Unsere Vorfahren mussten in der Nacht besonders wachsam sein, um nicht von wilden Tieren überrascht zu werden. Kein Wunder also, dass unser Gehirn noch heute auf Alarm schaltet, wenn es Nacht wird oder wir nichts sehen können.
Dazu kommt, dass unser Gehirn in der Dunkelheit plötzlich super aktiv wird. Ohne visuelle Reize übernimmt einfach unsere Fantasie. Ein Schatten an der Wand? Vielleicht ein Mann in einem Mantel mit einem Hut. Ein Scharren an der Wand? Bestimmt ein Monster, das durch die Rohrleitungen kriecht.

Auch Kultur und Erziehung spielen eine große Rolle. Horrorfilme, unheimliche Geschichten oder Kindheitserfahrungen prägen sich in unser Gedächtnis ein. Wenn du als Kind dachtest, da könnte etwas unter dem Bett lauern – warum sollte dein Gehirn als Erwachsene nicht immer noch auf Nummer sicher gehen wollen?
Eine Freundin aus Schweden, wo es ja beizeiten sehr einsam und dunkel wird, hat mir mal erzählt, sie schaut grundsätzlich keine Krimis, weil sie ja sonst verrückt werden würde. Sie war da aber sehr pragmatisch und wusste einfach, dass ihre Angst ja wenn einfach daher kommt.
Die gute Nachricht ist also: Angst im Dunkeln ist normal. Und sie lässt sich deutlich verbessern, wenn man es richtig angeht. ✨

Angst im Dunkeln als Phobie: Wann wird es problematisch?
Ein mulmiges Gefühl im Dunkeln ist normal – aber was, wenn die Angst so stark wird, dass sie “den Alltag negativ beeinflusst”? (Das ist ein psychologisches Buzzword) Dann könnte es sich um Nyktophobie handeln, also die krankhafte Angst vor der Dunkelheit.
Woran erkennt man eine Nyktophobie?
Der Unterschied zwischen einer normalen Angst und einer Phobie? Während viele Menschen sich im Dunkeln unwohl fühlen, geht eine Phobie weiter: Allein der Gedanke an Dunkelheit kann Panik auslösen, Herzrasen verursachen oder zu Schlafproblemen führen. Manche Menschen vermeiden es deshalb, nachts ohne Licht ins Bett zu gehen, alleine nach draußen zu gehen, sobald es dunkel wird, und gehen abends nicht wirklich aus.
Was tun, wenn man Nyktophobie hat?
Falls die Angst so groß ist, dass sie dein Leben einschränkt oder du z.B. panische Angst bekommst, wenn du nachts im Dunkeln aufwachst, lohnt es sich vielleicht, für einige Stunden professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das kann helfen, die Ursachen zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um die Angst zu bewältigen. Dein Hausarzt kann dir wahrscheinlich etwas zur Verfügbarkeit von Psychologen in deiner Stadt sagen.
Denn Dunkelheit sollte nicht dein Feind sein – sie kann auch Ruhe, Entspannung und einen klaren Kopf bringen. Es wäre schade, das grundsätzlich zu verpassen. 🌙✨

Wovor genau fürchten wir uns?
Angst im Dunkeln ist nicht immer gleich – sie kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Manche sehen unheimliche Gestalten in den Schatten, andere fürchten sich vor realen Gefahren wie Einbrechern oder mögen keine Spinnen.
Hier sind die häufigsten Ängste, die uns nachts den Schlaf rauben:
1. 👀 Angst vor Gestalten im Dunkeln
Unser Gehirn liebt Muster – selbst wenn keine da sind. In der Dunkelheit beginnt es, aus Schatten und Formen bekannte Gesichter oder Figuren zu „erkennen“. Ein harmloser Kleiderhaufen auf dem Stuhl? Plötzlich sieht er aus wie eine dunkle Gestalt. Geräusche verstärken das Gefühl – jedes Knacken im Gebälk wird zur Bestätigung, dass „etwas da ist“.
2. 🏡 Angst im Dunkeln in der Wohnung
Die Vorstellung, dass jemand ins Haus einbricht oder sich unbemerkt im Raum befindet, kann sehr beängstigend sein und es ist ja nun auch eine omnipräsente Sache in den Medien, die zu beweisen scheint, dass es gut sein könnte, und jeder kennt irgendwie jemanden, bei dem schon einmal eingebrochen wurde. Tatsächlich ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass eingebrochen wird, besonders, wenn du alle Fenster geschlossen, sogar die Rollläden heruntergelassen hast und vielleicht sogar im 2. Stock eines Mehrparteienhauses wohnst. Einbrecher hassen außerdem allermeistens Licht und Aufmerksamkeit jeglicher Art. Schützen solltest du dich natürlich trotzdem.
3. 🥷 Angst davor, überfallen zu werden
Das Equivalent zu Einbrechern ist nachts auf der Straße überfallen, entführt oder angegriffen zu werden. Genau wie zuhause spielt auch hier unsere Fantasie verrückt und wir denken uns ganze Geschichten dazu aus, was passieren könnte. Mehr dazu später bei Konter-Strategien.

4. 🕷️ Angst vor Monstern, wilden Tieren oder Insekten
Vielleicht hast du als Kind die Decke über den Kopf gezogen, weil du dachtest, unter deinem Bett oder im Schrank lauert ein Monster aus Herr der Ringe? Solche Ängste können ins Erwachsenenalter übergehen. Dunkelheit verstärkt unbewusste Urängste, die tief in uns stecken – sei es die Angst vor wilden Tieren (früher überlebenswichtig) oder das Unbehagen vor krabbelnden Insekten.
5. 😨 Angst davor, erschreckt zu werden
Es ist nicht nur die Dunkelheit selbst, sondern das Unvorhersehbare, das uns Angst macht. Unser Nervensystem ist darauf ausgelegt, Gefahren blitzschnell zu registrieren – was bedeutet, dass wir uns leicht erschrecken, wenn wir nicht sehen, was kommt. Diese Erwartungsangst kann so stark werden, dass wir uns selbst in Panik versetzen, einfach nur, weil wir denken, dass uns etwas erschrecken könnte.
Fazit: Egal, ob Schatten, Geräusche oder innere Vorstellungen – unser Gehirn arbeitet im Dunkeln auf Hochtouren. Doch je mehr wir uns bewusst machen, dass diese Ängste oft aus unserer eigenen Wahrnehmung entstehen, desto leichter können wir sie vielleicht loslassen. ✨🌙

Angst im Dunkeln loswerden – 6 Strategien
Falls du deine Angst bekämpfen möchtest, ohne einen Psychologen aufzusuchen, hier einige Strategien:
- 🧐 Bewusst mit der Angst umgehen – sich die Angst einzugestehen, darüber zu recherchieren und sich klar zu machen, dass sie ein Vorgang im Gehirn ist, kann bereits zu einer Rationalisierung und somit Verbesserung beitragen
- ☀️ Die Umgebung kontrollierbar machen – durch z. B. kleine Lichtquellen am Abend die Dunkelheit annehmbarer gestalten und die Nacht langsam zu etwas ruhigem, schönen werden lassen – und natürlich spät keine Krimis, düsteren Videos oder negative Nachrichten mehr schauen
- 🧘♀️ Entspannungstechniken lernen – wenn du auch mal dazu neigst, in Panik zu verfallen oder nachts nicht mehr einschlafen zu können, kannst du dir einige Entspannungs- oder Atemtechniken aneignen, die deinen Körper und in Folge dessen auch deinen Geist von ihrem Angst-Trip wieder runterbringen, z.B. autogenes Training

- 🛑 Negative Gedanken stoppen – bewusst wahrnehmen, wenn Gedankenkarussele beginnen und du dir Horrorgeschichten ausmalst und sie aktiv stoppen und an etwas anderes denken. Häufig denkt man, solche Gedanken machen es nun auch nicht schlimmer, aber man steigert sich immer mehr in sie hinein und erlebt einen totalen Horror-Trip, der aber eigentlich nur im Kopf stattfindet.
- 💪 Konfrontation – sich gezielt in kleinen Schritten der Dunkelheit aussetzen und nachts in der eigenen Wohnung z.B. mal aufstehen, wenn das geht, ein wenig in der Dunkelheit stehen, mal zum Lichtschalter laufen und ihn betätigen oder im Dunkeln ohne Licht aufs Klo gehen, bis die Angst sich langsam bessert
- ⚔️ Sich schützen, wenn tatsächlich Gefahr besteht – Die Angst überfallen zu werden, wenn man als Frau nachts alleine unterwegs, kann durchaus zu einer zwar unwahrscheinlichen, aber realen Gefahr werden, je nachdem, wo du lebst. Deshab kann es tatsächlich sehr helfen, zu lernen, sich zu verteidigen (das hat mir sogar ein Psychologe mal geraten). Über die besten Selbstverteidigungstechniken für Frauen habe ich bereits einmal geschrieben.

➡️ Fazit
Angst im Dunkeln zu haben ist sehr verbreitet und stammt von unserem Urinstinkt, uns wenn wir nachts wenig sehen können, trotzdem vor wilden Tieren schützen zu müssen. Sobald es dunkel wird, kompensiert unser Gehirn außerdem fehlende visuelle Informationen mit zusammenfantasierten Dingen.
Sollte sich deine Angst zu einer Phobie erwachsen zu haben, kannst du für einige Stunden einen Psychologen beanspruchen, falls du Zugang dazu hast.
Ansonsten können schon das Rationalisieren und sich Informieren helfen, Entspannungstechniken wie autogenes Training, das zelebrieren der Nacht als ruhige und entspannte Zeit mit schönen Lichtern und ohne Krimis oder negative Nachrichten. Man kann üben, sich in kleinen Schritten mit der Angst zu konfrontieren (wenn sie nicht zu groß ist, dann lieber in Begleitung eines Psychologen!), oder beispielsweise, wenn wirklich eine Gefahr besteht, nachts z.B. überfallen zu werden, Selbstverteidigung lernen.
Mehr zu Selbstverteidigungstechniken für Frauen findest du hier.
Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen!
Alle(s) Liebe,
Deine Suzan 💕