Kündigen oder bleiben? Wie du die Entscheidung triffst – souverän und durchdacht

Wenn du erkannt hast, dass dein Job dir mehr schadet als nützt, ist es Zeit für einen Neuanfang. Doch wie gehst du am besten vor, ohne dich finanziell, beruflich oder psychisch unnötig zu belasten? Wie entscheidest du, dass es wirklich nicht mehr weitergeht und was dann?Hier sind drei wichtige Aspekte, die du beachten solltest, wenn du erwägst, deinen Job zu…
Eine Person mit Rucksack geht eine kurvenreiche Straße durch eine Wüstenlandschaft mit roten Felshügeln im Hintergrund entlang. Der Himmel ist klar, und die Person wirkt unbeschwert und streckt die Arme nach außen aus.

Wenn du erkannt hast, dass dein Job dir mehr schadet als nützt, ist es Zeit für einen Neuanfang. Doch wie gehst du am besten vor, ohne dich finanziell, beruflich oder psychisch unnötig zu belasten? Wie entscheidest du, dass es wirklich nicht mehr weitergeht und was dann?

Hier sind drei wichtige Aspekte, die du beachten solltest, wenn du erwägst, deinen Job zu kündigen, und eine Anleitung, ein Kündigungsschreiben aufzusetzen:

1. ⚖️ Entscheide, ob du gehen möchtest

Nicht jede schwierige Phase muss gleich das Aus sein. Aber auch nicht jede Herausforderung muss ausgehalten werden. Hier einige Entscheidungshilfen:

  • 📝 Eine Liste, warum du kündigen möchtest – Schreibe in Stichpunkten auf, was dich dazu bewegt, kündigen zu wollen. Das kann unter Umständen einige Tage oder sogar Wochen dauern.

    Einige Beispiele:
    • “Mein Büropartner macht mich verrückt, ich habe schon drei mal um eine Lösung gebeten und nichts tut sich”
    • “Ich mache seit 2 Jahren jede Woche mindestens 3 Überstunden, ohne, dass sie je bezahlt oder anerkannt werden”
    • “Wenn ich Urlaub möchte, sind immer alle vor mir dran”
    • “Mindestens zwei Mal die Woche ruft mein Chef mich abends zuhause an und sagt, ich soll noch etwas im System erledigen, weil es “nicht anders geht”
  • 📝 Eine Liste, warum du Zweifel hast – Schreibe auch auf, was dich an dem Wunsch, gehen zu wollen, zweifeln lässt; was du gut an deinem Job findest, oder wovor du Angst hast.

    Einige Beispiele:
    • “Ich habe keine Zeit, einen neuen Job zu suchen”
    • “Ich habe bereits ein höheres Gehalt, vielleicht verdiene ich dann weniger”
    • “Yasmin arbeitet ja auch im Büro und ich will sie nicht alleine da lassen”
    • “Meine Eltern denken bestimmt, ich sei faul und hätte nur keine Lust mehr”
    • “Es ist ja nur manchmal schlimm, ansonsten macht die Arbeit ja Spaß soweit”
  • 🫂 Sich jemandem anvertrauen – Wenn du deiner Perspektive nicht traust oder nicht aus deiner Verwirrung herausfindest, lies die Liste z.B. nach ein bis zwei Wochen jemandem vor, dem du vertraust, oder auch am selben Abend noch deinem Partner. Hör der Person gut zu und versuche so, verschiedene Perspektiven und einen frischen Blick auf deine Lage zu gewinnen.
  • 🏜️ Wenn du keine Vertrauten hast – Wenn du unsicher über bestimmte Situationen bist, die sich zugetragen haben, und niemanden so wirklich kennst, dem du dich anvertrauen kannst, kannst du z.B. auf Reddit in diesem Subreddit posten, ich finde die Community dort allergrößtenteils unvoreingenommen und vernünftig.

    Es gibt aber sicherlich auch, besonders auf Reddit, andere hilfreiche Communities, in denen du auch erst einmal nur lesen kannst, genauso wie du dich auf YouTube umhören kannst, wie andere mit Kündigungen (in bestimmten Berufen) umgehen.
  • 🌸 Auf deinen Bauch hören – Letztlich ist es dein Job und dein Leben. Wenn du mit Menschen sprichst und deine Situation selbst reflektierst, wird dir wahrscheinlich immer klarer werden, wo du selbst stehst und was du selbst möchtest. Frage dich vielleicht auch, warum du das möchtest und traue dich dabei, ehrlich dir selbst gegenüber zu sein.

    Ehrliche Eingeständnisse können zum Beispiel sein:
    • “Ich möchte diesen Job gar nicht, aber ich möchte meinen Partner nicht enttäuschen.”
    • “Ich möchte gar nicht zwingend gehen, ich sehe bloß keine andere Lösung für Problem x.”
    • “Ich würde mich schämen, diesen Job nicht mehr zu haben.”
    • “Ich finde das alles eigentlich gar nicht schlimm, eigentlich möchte nur meine Freundin, dass ich kündige. “
    • “Ich will eigentlich gehen, aber ich habe solche Angst.”
    • “Ich habe das Gefühl, wenn ich kündige, habe ich versagt”
  • 🔎 Neue Lösungsmöglichkeiten finden – Vielleicht gibt es ja doch eine Lösung für eine scheinbar ausweglose Situation, vielleicht hat jemand, den du kennst noch eine Idee? Vieles fruchtet nicht beim ersten oder zweiten Anlauf. Aber wenn du es bereits lange vergeblich versuchst und wirklich alles versucht hast, dann wird es vielleicht Zeit, drastischere Lösungen in Betracht zu ziehen.
  • Alternativen betrachten – Kündigen ist gut, wenn dein Job dir langfristig schadet, aber was würdest du danach machen? Etwas bestimmtes? Einfach nur woanders arbeiten? Brauchst du vielleicht psychologische Unterstützung?

    Hier einige Quellen zur Inspiration, wie es weitergehen könnte, um eine Perspektive zu gewinnen:
    • 🌐 Jobmöglichkeiten – Gib bei StepStone deinen Wohnort ein und suche spaßeshalber nach Positionen, die du dir mit deiner Qualifikation vorstellen könntest. Vielleicht findest du ja eine ganz neue Richtung, an die du bisher nie gedacht hast und wirst in deiner Entscheidung bestärkt, etwas neues angehen zu wollen.
    • 👩‍🚀 Berufstests – Du kannst bei einstieg.com einen kostenlosen Interessenstest machen, der ein allgemeines Bild davon zeichnet, welche Bereiche dir liegen. Die Agentur für Arbeit bietet beispielsweise auch einen umfangreichen Online-Berufstest an – vielleicht hilft dir das, deine Wünsche klarer zu sehen.
    • 🔥 Burnout-TestHier kannst du einen schnellen, psychologischen Test der Schön-Klinik machen, um ein erstes Gefühl dafür zu bekommen, ob du an Burnout erkrankt sein könntest (das kann natürlich keine Diagnose ersetzen)
  • Inspiration – Ich mag diese Rede von Steve Jobs (“Steve Jobs’ 2005 Stanford Commencement Address”), in der er beispielsweise davon spricht, dass man im Moment nie erkennen kann, wieso Dinge geschehen, und alles manchmal sinnlos erscheint und man karrieretechnisch auf nichts zusteuert, aber rückblickend dann alles einen Sinn ergibt.
  • 🖼️ Vision Board – Du kannst auch beispielsweise Pinterest als Inspiration nutzen, um innerlich zurück dorthin zu gehen, wo die Person lebst, die du eigentlich immer werden wolltest, indem du ein Vision Board erstellst, wie du dir dein Leben idealerweise vorstellst (mehr über Vision Boards hier).

Wenn du diese Schritte durchlaufen hast, hast du eine klare Vorstellung davon, was du gerne möchtest und was Möglichkeiten für die Zukunft sein könnten.

2. 💻 Strategisch kündigen: Plane deinen Übergang richtig

Wenn du entschieden hast, gehen zu wollen, solltest du weder den Kopf hängen lassen und keinerlei Ausweg sehen, noch sofort affektiert handeln. Es gibt andere Jobs und du kannst einen ergattern, das will allerdings geplant sein.

  • 👀 Neuen Job sichern, bevor du gehst – Falls möglich, bewirb dich während deiner aktuellen Anstellung oder sieh dir zumindest sehr genau deine Optionen an, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
  • 🤝 Netzwerk nutzen – Sprich mit vertrauenswürdigen Kontakten über neue Möglichkeiten, bevor du deine Kündigung einreichst, häufig ergeben sich so unerwartete Chancen.
  • 📑 Kündigungsfrist einhalten – Achte darauf, dass du deine vertraglichen Fristen kennst und beachtest und professionell bleibst.
  • 🛑 Nicht aus dem Affekt handeln – Auch wenn die Situation schlimm ist, kann eine überstürzte Kündigung ohne Plan für zusätzlichen Stress und finanzielle Probleme sorgen.
  • 📅 Finanziellen Puffer aufbauen – Falls du vorübergehend ohne Job sein solltest, sorge für finanzielle Rücklagen, um Druck zu vermeiden und vom Regen in die Traufe zu geraten.

3. 🧘‍♀️ Psychologisch gesund aus der Situation herauskommen

Lange mit einem toxischen Arbeitsumfeld zu leben, kann einen genauso tiefgreifend mitnehmen, wie lange in einer toxischen Lebenspartnerschaft zu stecken.

  • 💡 Erkenne, was außerhalb deines Einflusses lag – Ein toxisches Arbeitsumfeld liegt erst einmal nicht an dir, sondern an der Unternehmenskultur oder bestimmten, ungesund handelnden Kollegen. Mache dir das klar und atme erst einmal tief durch.
  • 🌿 Erholung nach der Kündigung einplanen – Falls möglich, gönn dir eine Pause, um dich mental und emotional zu stabilisieren und dir darüber klar zu werden, was du zukünftig stattdessen möchtest. Eine solche Pause kannst du im Voraus finanziell planen.
  • 📖 Reflektiere deine Erfahrungen eigenverantwortlich – Welche Warnsignale gab es? Was hättest du selbst besser handlen können? Welche Aspekte deiner Erfahrung waren tatsächlich toxisch und welche ungesund, aber menschlich? Wo war Kritik an dir vielleicht angebracht, wo aber auch gar nicht?
  • 🗣 Darüber sprechen – Ob mit Freunden, Familie oder sogar einem Coach: Das Verarbeiten der Erlebnisse hilft, loszulassen, und in deiner Verwirrung nach einiger Zeit mehr Klarheit zu finden.
  • 💻 YouTube nutzen – Neben dem Sprechen mit Menschen (das man auf keinen Fall unterschätzen sollte!), hilft es mir immer sehr, auf YouTube Erfahrungsberichte von anderen Menschen anzusehen. Das gibt mir viel Klarheit und motiviert mich.

Ein Jobwechsel kann sehr herausfordernd sein, aber dein Wohlbefinden steht an erster Stelle – dafür arbeitest du schließlich, und auch deine Familie profitiert nicht von dir, wenn du am Ende bist. Mit einem klugen Plan und der richtigen mentalen Einstellung kannst du den Absprung meistern und eine Arbeitsumgebung finden, die dich unterstützt, anstatt dir zu so erheblich zu schaden!

4. 📝 Ein Kündigungsschreiben aufsetzen

Stehst du in einem guten Verhältnis zu deinem Arbeitgeber, ist es üblich, vor und nach der eigentlichen Kündigung das Gespräch zu suchen. Dein Chef muss schließlich auch jemand neuen finden und wird sicher verwirrt sein, wenn ihr immer gut miteinander wart, und du plötzlich kündigst.

Es gibt einige Dinge, die in ein Kündigungsschreiben müssen, es ist eigentlich sehr einfach, solange du schon einmal einen Geschäftsbrief verfasst hast.

  1. 🏠 Adressen – Deine Adresse und die des Unternehmens ganz oben, beides linksbündig
  2. 📆 Datum – Das heutige Datum rechtsbündig, ich schreibe immer “Wohnort, den 16.03.2025”
  3. 📢 Betreff – Fett oder 1-2 Schriftgrößen größer als den Text schreibst du dann einfach “Kündigung des Arbeitsverhältnisses” oder etwas ähnliches (siehe unten)
  1. 👋 Anrede – Dein Ansprechpartner kann z.B. dein Chef sein oder jemand aus der Personalabteilung. Wenn du nicht weißt, an wen sich Kündigungen bei euch richten, frag am besten; schaue nach, von wem dein Vertrag ursprünglich kam; oder richte es sowohl an deinen Chef, als auch an den Leiter der Personalabteilung.
  2. 😌 Kündigung – Schreibe einfach “hiermit kündige ich das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis ordentlich und fristgerecht zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Das ist nach meiner Berechnung der [Datum]” Welches Datum das ist, entnimmst du der Kündigungsfrist in deinem Arbeitsvertrag. Du kannst auch einfach nur “zum nächstmöglichen Zeitpunkt” schreiben, empfohlen wird aber, idealerweise das Datum zu nennen. Der Rest der Formulierung ist so Standard.
  3. Bitte um Bestätigung – Sonst sendest du es ab und weißt absolut nicht, ob es ankam, angenommen wurde und dein Arbeitsverhältnis nun wirklich beendet ist.
  4. 💌 Bitte um Zeugnis – Du hast grundsätzlich ein Recht auf ein Arbeitszeugnis, wenn du irgendwo angestellt warst, sofern du selbst danach fragst. Falls du denkst, dass es ein positives sein könnte, bitte auf jeden Fall offiziell darum.
  5. 🙏 Dank und Schluss – Du kannst noch einen Satz schreiben wie “Für die langjährige Zusammenarbeit bedanke ich mich sehr herzlich.“, dann eine Grußformel.
  1. ✒️ Handschriftliche Signatur – Eine Kündigung muss handschriftlich signiert werden.
  2. ✉️ Per Post schicken – Eine Kündigung darf nicht gemailt oder gefaxt werden, sie muss übergeben oder per Post gesendet werden.

Fazit – Kündigen strategisch angehen

🤔 Die Entscheidung treffen, zu kündigen: Dazu kannst du auflisten, warum du überlegst, zu kündigen, und was dich wiederum daran zweifeln lässt. Dann kannst du z.B. diese Liste jemandem anvertrauen, oder dich im Internet nach Menschen mit ähnlichen Erfahrungen umsehen. Letztlich wird dir dein Bauchgefühl während diesem Prozess helfen, herauszufinden, was du wirklich für richtig hältst.

🧐 Strategisch beim Kündigen vorgehen: Du solltest, bevor du affektiert einfach kündigst, darüber nachdenken, wo du danach arbeitest kannst, evtl. bereits einen neuen Job finden oder zumindest Bewerbungen verfassen, oder dich in deinem Netzwerk umhören. Außerdem kannst du dir einen finanziellen Puffer aufbauen, um nicht unter Druck zu geraten. Nach dem Abschicken deiner Kündigung kannst du dann aufarbeiten, was passiert ist, und dir bei Bedarf Beratung suchen.

😌 Kündigen: Oben findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, es ist aber eigentlich bloß ein simpler Geschäftsbrief, in dem du die Kündigung mitteilst, das gewünschte nächstmögliche Datum, um Bestätigung und Zeugnis bittest und per Hand unterschreibst. Außerdem musst du deine Kündigung selbst übergeben oder sie per Post schicken.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!
Habe wie immer einen schönen Tag (oder eine erholsame Nacht),
deine Suzan
💕